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Abgestempelt

Kennen Sie den? Begegnen sich zwei Beamte auf dem Gang, sagt der eine … Nein, lassen wir das.
Wer den öffentlichen Dienst und seine Beschäftigten durch den Kakao ziehen will, findet schnell Publikum. Das Material hierfür scheint unerschöpflich: Verwaltungen gelten als träge, undurchsichtig, verstaubt, mit Privilegien ausgestattet, wenig reformfreudig und im direkten Umgang mitunter als kalt. Gleichzeitig – und das wird gerne unterschlagen – sind sie eine tragende Säule unseres täglichen Miteinanders. Sie schaffen Rahmenbedingungen, die gesamtgesellschaftliches Handeln ermöglichen und sicherstellen. Ohne Verwaltungen geht nichts: Von der Geburtsurkunde bis zum Totenschein. Sie sind darauf angelegt, Entscheidungen zu treffen, die für die Gemeinschaft handlungsleitend sind. Dabei ist die eigene Regelkonformität, also das Befolgen von Weisungsbefugnissen und Dienstanordnungen, das höchste Gut der Organisation. Wer also in Verwaltungen tätigen Menschen per se Beharrungsvermögen oder Veränderungsunwilligkeit unte stellt, hat schlicht den Operationsmodus von Verwaltungen nicht verstanden. Verwaltungen sind ein Faszinosum: Sie sind allgegenwärtig, aber nur schwer begreifbar. Deshalb wollen wir in dieser Ausgabe einen differenzierten Blick auf diesen Organisationstyp und seine vielfältigen Facetten werfen. Hierfür erläutern uns Julia Borggräfe, Stefan Kühl sowie Stephan Kaiser, was Verwaltungen als Organisationen auszeichnet. Wie sich Veränderungsdynamiken aber auch Widerstand in Verwaltungen zeigen und wie beides klug zu nutzen ist, vermitteln Sven Kette und Judith Muster sowie Torsten Dubbermann und Marcus Quinlivan. Einen Einblick in die Innenwelt öffentlich-rechtlicher Institutionen gewähren uns Romy Kandora und Martin Teuber. Nicht zuletzt darf der «Erfinder» der Verwaltung, Max Weber, bei alledem nicht fehlen – er ist der Klassiker dieser Ausgabe.
Während der Coronakrise hat der öffentliche Sektor bewiesen, zu was er in der Lage sein kann – sei es in Form von Krisenstäben oder kommunalen Gesundheitsämtern. Gleichwohl hinken Deutschlands Behörden bei strukturellen Veränderungen weiterhin massiv hinterher. Gesellschaftlicher Wandel – ökologisch, demografisch oder digital – wird nur möglich sein, wenn sich Verwaltung neu erfindet. Das beginnt mit einer höheren Durchlässigkeit von (Führungs-)Personal und marktgängiger Bezahlung. Vielleicht reicht aber zunächst schon ein anderer Blick auf Verwaltungen: Der öffentliche Sektor trägt große Verantwortung und bietet Gestaltungsmöglichkeiten mit hohem Wirkungsgrad. Vielleicht hat das Bild des aktenschmusenden Paragraphenreiters ein für alle Mal ausgedient? Es wäre an der Zeit. 

Herzlich,Ihr
Oliver Haas (Redakteur der ZOE)

OrganisationsEntwicklung Ausgabe 03/2023: Öffentliche Verwaltung im Wandel

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