Vielfalt an Themen
In meinem letzten Jahr bei einer Transformationsberatung durfte ich mit Kolleginnen als Change-Begleiter die Einführung eines cloud-basierten ERP-Systems in einer öffentlichen Forschungseinrichtung unterstützen. Bis dahin hatte ich mit der Thematik wenig Berührungspunkte, war aber dann doch überraschenderweise sehr schnell begeistert. Denn wie sich mir erst im Rahmen dieses Projektes offenbarte, waren die Veränderungen durch das neue System enorm.
Vor allem waren in der Organisation neue Abläufe und neue Formen der Zusammenarbeit notwendig. Viele Prozesse mussten stärker end-to-end betrachtet werden und Mitarbeitende hatten die Herausforderung, sich aus ihren Silos herauszubewegen. Ganzheitliches Denken und Handeln waren gefragt. Die Einführung eines neuen ERP-Systems sollte damit also einen echten kulturellen Wandel anstoßen.
Die Faszination für das Projekt rührte auch daher, dass man sich als Berater in Sachen Change Management richtig ausleben konnte: Mithilfe einer Change Story wurden die Gründe und der Nutzen des Wandels deutlich gemacht, es gab eine Projektorganisation mit unterschiedlichen Rollen und in Workshops freundeten sich die Mitarbeitenden mit den neuen End-to- End-Prozessen an.
Technologie und digitale Systeme prägen unser Arbeitsleben mehr denn je. Und die Zyklen der technologischen Neuerungen werden immer kürzer. Bei der Einführung eines ERP-Systems ist es in der Regel so, dass Prozesse standardisiert werden und vieles wird vorgegeben. Das heißt, die Technologie zwingt das Unternehmen und seine Mitarbeitenden zur Veränderung, nämlich unter anderem endlich mal mit den Standardprozessen ernstzumachen – und dafür müssen die unterschiedlichen Bereiche zusammenarbeiten.
Man muss sich das mal vergegenwärtigen, wie sehr das Internet und das Smartphone unsere Arbeit verändert haben. Und man denke an Social Media, Cloud Computing, virtuelle Meetings. Und Künstliche Intelligenz, wie zum Beispiel Chat-GPT, wird als Nächstes das Arbeitsgeschehen prägen.
Die Change-Themen hinsichtlich der Einführung und Nutzung digitaler Systeme sind vielfältig. Neue Verhaltensweisen werden verlangt, Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen Bereichen verändert sich, es gibt Ängste und Unsicherheiten, neue Fähigkeiten müssen erlernt werden, eventuell verschwinden Jobs, neue entstehen. Empathische, die Strategie unterstützende Veränderungsbegleitung ist dabei wichtig – und sie wird an Bedeutung gewinnen.
Jan C. Weilbacher, Chefredakteur