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Ganz einfach und ziemlich schwer

Was denken Sie, wie viele Entscheidungen ich pro Tag treffe? Richtig! Es sind sehr viele. Bis zu 20.000. Etwa alle drei bis vier Sekunden entscheide ich etwas. Und Sie auch. Wir Menschen sind ziemlich entscheidungsstark – zumindest im Alltäglichen.

Allerdings treffen wir in der Regel keine bewussten Entscheidungen. Wir gehen nicht gedanklich die Konsequenzen durch und prüfen Alternativen. Würde ich jeden Morgen eine Pro-und-Contra-Liste anfertigen bezüglich der Frage, ob ich einen Kaffee trinke, wäre ich wohl inzwischen verrückt geworden.

Es ist schon sehr praktisch: entscheiden, ohne darüber nachzudenken. Der Entscheidungsprozess ist sozusagen automatisiert. Das hilft, möglichst effizient durch den Tag zu kommen.

Im Fall des morgendlichen Kaffees mache ich es einfach genauso wie an den Tagen zuvor. Ich nehme also eine Entscheidungsabkürzung und spare damit Ressourcen. Und was das Essen am Morgen betrifft, nehme ich ebenfalls so eine Abkürzung, nur eine andere: Ich frühstücke in der Regel das, was meine Frau zu sich nimmt. Da weiß ich, das ist gesund und lecker.

Solche sogenannten Heuristiken helfen uns im routinierten Alltag oder bei einfachen Entscheidungsprozessen. Das kriegen wir alle gut hin. Womit ich – und Sie vielleicht auch – Schwierigkeiten habe, sind die großen Entscheidungen, die, die womöglich immense Veränderungen mit sich bringen, die wirkliche Konsequenzen haben – vielleicht sogar nicht nur für einen selbst, sondern auch für andere.

Job kündigen? Den Umzug wagen? In Berlin bleiben? Welche Schule ist die richtige für das Kind? Ein Auto kaufen? Welches? Mit vier oder fünf Sitzen?

Derartige Entscheidungen sind nie einfach. Und im Beruf ist es ganz genauso: Auch dort treffen wir einerseits viele Entscheidungen intuitiv. Andererseits gibt es ebenfalls große Job-Themen, bei denen wir länger abwägen müssen: Gehaltserhöhung fordern? Welcher Lieferant ist der richtige? Welche Führungskräfte sollte ich über eine Sache zuerst informieren?

Sowohl im Job als auch im Privaten ist es von Vorteil, wenn man bei solchen größeren Entscheidungen nicht allein bleibt. Sei es, dass man eine Entscheidung gemeinsam trifft, andere Personen um Rat fragt oder diese einbezieht, um weitere Perspektiven kennenzulernen.

Die Entwicklung der Arbeits- und Wirtschaftswelt lässt vermuten, dass wir zukünftig eher häufiger und mehr Entscheidungen treffen müssen, weil zum einen die Geschwindigkeit der Veränderungen zunimmt und zum anderen in einer Organisation tendenziell mehr Entscheidungsbefugnisse von oben nach unten wandern.

Und ganz oft wird es um Schnelligkeit gehen: schnell entscheiden, etwas ausprobieren, prüfen, ob es passt. Manchmal wird es sogar so sein, dass eine „schlechte“ Entscheidung besser ist als gar keine. Dann heißt es: einfach machen.

Jan C. Weilbacher, Chefredakteur

changement! Ausgabe 09/2021: Entscheidungen treffen

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