Was könnte gut daran sein, dass der Sommer vorbeigeht? Ich muss eine Weile überlegen ... Nichts!
Okay, das neue WOCHENMARKT-Heft erscheint, Sie, liebe Leserin, lieber Leser, halten es in der Hand. Die Temperaturen werden jetzt fallen, man wird wieder richtige Kleidung tragen und es wagen, den Backofen anzumachen. Man wird ihn sogar anmachen müssen, weil man so durchgefroren ist und einen geschmolzenen Camembert braucht. Die kalte Jahreshälfte hat also vielleicht doch etwas Schönes: Man kann wieder richtig kochen. In der Küche stehen, Leute einladen, bis in die Nacht mit ihnen um den Esstisch herumsitzen. Man sagt zum Kürbis: Willkommen zurück, alter Freund, und macht eine Suppe aus ihm. Man versucht mal etwas anderes als Ofengemüse, einen Risotto mit Birnen und Gorgonzola oder eine Pasta mit Safran. Man backt Clementinenkuchen und Birnen-Schoko-Crumble. Und man kann mit Gewürzen experimentieren. Den Gewürzen haben wir den Titel dieses Hefts gewidmet. Auf dem Cover sehen Sie ein feuriges, bauchwärmendes Chili sin Carne, das beste Chili ohne Fleisch, das ich kenne. Mein Kollege Jakob Pontius ist nach Marokko gereist und hat dort die charismatische Köchin Najat Kaanache befragt, wie man Gewürze dosiert und woher man weiß, welches Gewürz wozu passt. Einen Teil ihrer Antwort kann ich schon verraten: Es kommt drauf an. Wir besuchen das älteste Pfefferkorn der Welt, in Bremen, 800 Jahre alt ist das schrumpelige Ding. Und was kocht man nun mit Gewürzen? Blättern Sie zu Seite 98.
Vor einem Jahr ist die erste Ausgabe dieses Magazins erschienen. Wozu eigentlich, fragten wir uns damals, braucht die Welt noch ein Heft mit Rezepten? Jetzt wissen wir es: Zum einen sind Kochbegeisterte süchtig danach. Wie Krimileser. Sie brauchen ständig neuen Stoff, den wir hiermit zur Verfügung stellen. Zum anderen lieben wir es, Geschichten über das Kochen zu erzählen. Unser Kollege Yassin Musharbash, der sonst über islamistischen Terror und Korruption schreibt, bekam Besuch von der Sterneköchin Sonja Frühsammer, die aus seinen Vorräten herrliche Dinge zubereitete. Ein ungewohntes Genre für ihn, ein Glück für uns, denn sein Text ist eine einzige Freude.
Ich selbst bin nach Frankreich gereist, auf der Suche nach der neuen Gemüseküche, die etwas anderes versucht als die tierbetonte traditionelle französische Küche. Und, ja, ich habe sehr viel Gemüse gegessen. Aber ich habe auch etwas wiederentdeckt, das im Alltag und vor lauter Ernährungs- regeln verloren gehen kann: den Genuss am Essen.
Es ist auffällig, wie gut die Laune ist, wenn wir dieses Magazin zusammenstellen, uns überlegen, was interessant sein könnte. Wir sind auch nur ein paar Menschen in den heute so allgegenwärtigen Videocall-Kacheln, und trotzdem: Die Freude ist uns anzusehen, wenn wir darüber diskutieren, welches Risottorezept es ins Heft schafft. Ich wünsche mir, dass Sie etwas von dieser Stimmung spüren können, wenn Sie das Heft durchblättern! Machen Sie es sich schön.
Elisabeth Raether, Herausgeberin
Themen im Heft:
- Gemüsegespräch: Der Grünkohl: Großelternliebling oder Superfood?
- Veganes Vergnügen: Ein Frankreichurlaub fast ohne tierisches Essen
- Goldener Herbst: Von Butternuss bis Hokkaido: Unsere besten Kürbisrezepte
- Schön scharf: Mit diesen praktischen Küchenhelfern macht das Kochen Spaß
- Eine fürs Leben: Beschichtet, Edelstahl oder Gusseisen: Welche Pfanne braucht man wirklich?
- Auf nach Marokko! Eine Reise nach Fès, auf der Suche nach dem Geheimnis der marokkanischen Gewürzküche
- Mehr als Rezepte: Was ein Kochbuch aus den 1950ern über Gastfreundschaft verrät
- Wein doch: Warum ein Wein, der im Glas nicht schmeckt, auch nicht in den Kochtopf gehört
- Platz für Plätzchen: Das Schöne an Keksen ist doch: Man kann sich einen Vorrat anlegen. Vier Rezeptvorschläge